Mit der CSRD Richtlinie kommt ein Berichtsstandard für Nachhaltigkeit, der indirekt auch Klein- und Mittelbetriebe betrifft, von denen nun Daten und Informationen von Kunden, Banken oder bei Ausschreibungen abgefragt werden, die teilweise noch gar nicht erhoben wurden.
Unternehmen werden im 21. Jahrhundert nicht mehr durch Finanzkennzahlen alleine bewertet. Es kommen ökologische und soziale Kennzahlen dazu, die erst in den Branchen entwickelt werden und für Unternehmen derzeit noch völlig neu sind.
UnternehmerInnen brauchen neue Perspektiven, aus denen sie ihre Prozesse und Produkte betrachten. Mit diesen Informationen können sie den Weg zum enkeltauglichen Unternehmen gehen. So sichern wir den Wohlstand unter den neuen Rahmenbedingungen.
Eine Stoffbuchhaltung erfasst zentral alle Stoff- und Energieströme in und aus dem
Unternehmen in physikalischen Einheiten.
Sie ist die Basis für jene Stoffstromanalysen, für die aktuell
im Rahmen von Ökobilanzen viele unterschiedliche Datenquellen im Unternehmen gesucht werden
müssen.
Dazu kommt, dass für den CSRD-Bericht künftig über 40 reine Masse- oder Energiedaten notwendig sein werden.
Auch die Treibhausgas-Bewertung aller eingekauften Materialien und
Investitionsgüter im Rahmen der Berechnung des CO2-Fußabdruckes wird darauf zurückgreifen - ebenso, wie alle noch kommenden Ansätze einer Kreislaufwirtschaft auf unternehmerischer Ebene.
Vom Recycling bis zum ReUse ist es wesentlich Unternehmensprozesse in Materialien und Stoffströmen zu denken.
Wir werden also neben den Kosten bei jeder Einkaufsbuchung auch Mengen erfassen, Materialzusammensetzungen, -bewegungen, -veränderungen und Abfälle entlang der gesamten
Wertschöpfungskette. Ebenso auch Verbrauchsmengen, Intensitätswerte, Flächen u.v.m.
Neben den Stoffströmen sind Unternehmen auch für die Emissionen verantwortlich, die es ohne ihre
Aktivitäten nicht gegeben hätte. Allen voran natürlich für die verursachten Treibhausgase.
Wer schon mal einen CO2-Fußabdruck über alle drei Scopes berechnet hat, weiß, dass viele Aktivitätsdaten mühsam aus dem eigenen Unternehmen und auch von Lieferanten und Kunden zusammengetragen werden.
Künftig können wir diese Aktivitäten in einer Aktivitätsbuchhaltung zentral erfassen oder übernehmen.
Neben den Aktivitäten, die direkt
Teil der Wertschöpfung sind, gibt es aber auch noch solche, die indirekt dazu beitragen, wie etwa die
Anreise von Mitarbeitern, Vorstandssitzungen oder Messeauftritte und solche, die gar nicht dazu
beitragen, wie Mitarbeiterevents oder Social Days.
Doch alle Aktivitäten verbrauchen Ressourcen und hinterlassen Abfälle oder Emissionen in der einen oder anderen Art.
Sie haben jenen Impact auf die Umwelt und auf die Stakeholder, der im 21.
Jahrhundert Teil einer ganzheitlichen Unternehmensbewertung ist.
Auf Produktebene werden ganzheitliche Bilanzierungen (GaBi) entlang des Lebenszyklus schon als Ökobilanzen
länger durchgeführt. Auf Unternehmensebene werden sie Teil der neuen Verantwortung werden.
Eine Life-Cycle Buchhaltung ist Basis eines erweiterten Einkaufs- und Verkaufsmanagements. Mit der
gerade beschlossenen „Lieferkettenrichtlinie“ der EU (CSDDD)6 wird die Verantwortung für das
ökologisch und soziale Normverhalten von Lieferanten an größere Kunden übergeben.
Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, braucht der Einkauf für ein erweitertes Risikomanagement
entlang der Lieferketten wesentlich mehr Informationen von außerhalb der eigenen Einflusssphäre.
Einkaufsprozesse gehen künftig weit über Verfügbarkeit, Qualitäts- und Preisvereinbarungen hinaus
und werden die sozialen und ökologischen Aktivitäten der Lieferanten und Sublieferanten miteinbeziehen.
Die entsprechenden Daten werden ebenso in einer Life-Cycle Buchhaltung erfasst, wie jene der nachgelagerten Wertschöpfungskette.
Unternehmen sollten schließlich auch dafür geradestehen, was mit den Produkten passiert, nachdem sie das Lager verlassen haben und wie diese
schließlich auch nach der Nutzung behandelt werden.
Insgesamt sind Unternehmen für alles zu
verantworten, was ohne ihre wirtschaftliche Tätigkeit nicht passiert wäre.
Das unternehmerische Ursachen-Wirkungs Gefüge auf das
Biodiversität wird schließlich in einer Ökobuchhaltung zu erfassen sein.
Dabei sind Themen, wie Versiegelung, Bäume, Chemikalien oder Verschmutzung ebenso in der zentralen
Datenbox zu dokumentieren.
Einen genormten Ansatz dazu gibt es derzeit noch nicht.
Das „S“ im ESG braucht gesonderte Aufmerksamkeit. Eine Sozialbuchhaltung geht über die Erfassung
von MitarbeiterInnenstammdaten, Arbeitszeiten und Einsatzplänen hinaus und erfasst Themen, wie
Inklusion, gendergerechte Bezahlung, Anti-Diskrimination, Leiharbeit, Einhaltung der Menschenrechte oder Arbeitsplatzsicherheit einerseits. Andererseits aber auch den Zugang zu
Weiterbildung, Aufstiegs- und Verwirklichungsmöglichkeiten.
Neben dem Impact auf die MitarbeiterInnen sind es aber die Auswirkungen auf die Community, die
relevant sind und in CSRD-Berichten abgefragt werden.
Von Charity bis Nachbarschaftsmeetings,
Sponsoring und Projekten mit positiven und negativen Auswirkungen auf die lokale oder regionale
Bevölkerung. Diese Informationen liegen derzeit oft als Inseldaten bei einzelnen Personen im Unternehmen oder werden bestenfalls wieder in Parallelsystemen erfasst.
Damit geht wieder die
Möglichkeit verloren, über Kennzahlen und die Verkreuzung von Daten aus unterschiedlichen Bereichen Wissen zu generieren, das uns helfen kann sozial verträglicher zu wirtschaften.
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